Am 29. Januar wurden im pandemiebedingt hybriden Format mit einer kleinstmöglichen Vor-Ort-Kommission in der Textilakademie NRW in Mönchengladbach die Verhandlungen für die rund 100 000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in dritter Runde fortgesetzt.
Nach schwierigen internen Gesprächen konnte sich die Arbeitgeberseite – trotz der katastrophalen Auswirkungen des weiter anhaltenden Winter-Lockdowns vor allem für die Bekleidungshersteller – in den späten Abendstunden durchringen, ein Perspektivangebot vorzulegen.
Es beinhaltet eine Krisen- und eine Zukunfts-Komponente bei einer Laufzeit von 26 Monaten:
Für 2021 bieten die Arbeitgeber eine Corona-Beihilfe in Höhe von 200 Euro an. Für 2022 sollte es eine zweistufige Erhöhung der Tarifentgelte mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Prozent geben (ab 1. April 2022 Anhebung um 1,1 Prozent und ab 1. Dezember 2022 weitere Erhöhung um 1,2 Prozent). Zudem hatten wir die Fortsetzung des Tarifvertrags zur Förderung der Altersteilzeit mit einem verbesserten Aufstockungsbetrag angeboten sowie darüber hinaus die Erhöhung des arbeitgeberseitig finanzierten Bildungsbeitrags im TV Aus-, Fort- und Weiterbildung.
„Angesichts der existenzbedrohenden Krise unserer Branche durch die Corona-Pandemie ist es absolut unverständlich, dass die IG Metall nicht auf unser Zukunftspaket in zwei Stufen eingegangen ist“, sagt Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Geschäftsführer Verseidag. „Damit hat die Gewerkschaft die Chance verpasst, mit uns gemeinsam einen Weg aus der Krise zu gehen.“
Die Arbeitgeber mussten enttäuscht konstatieren, dass den IG Metall-Vertretern vor Ort ganz offensichtlich nach wie vor das Bewusstsein für die tatsächliche wirtschaftliche Situation in vielen Unternehmen der Branche fehlt – und das nach mehreren vorhergehenden Runden mit ausführlichen Wirtschaftsdebatten. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die IG Metall auf das Zukunfts-Angebot nicht eingegangen ist.
„Ausgerechnet an diesem Verhandlungsort, der Textilakademie NRW in Mönchengladbach, einem Symbol für die Zukunftsfähigkeit unserer Branche, ein Angebot mit Perspektiven auszuschlagen, ist für uns als Arbeitgeber ein Schlag ins Gesicht. Unsere Beschäftigten kennen die schwierige Situation in den Betrieben und wissen, wie schwierig es für uns alle ist, unsere Unternehmen durch die Corona-Krise zu steuern, die wohl noch länger dauern und viel härter werden wird, als wir das alle noch vor einem Jahr für möglich gehalten haben. Die IG Metall scheint die Augen davor zu verschließen.“
Wann die Verhandlungen fortgesetzt werden, ist noch völlig offen. Die Laufzeit der aktuell geltenden Tarifverträge endet am 31. Januar 2021 – für die Bekleidungsindustrie Nordrhein zwei Monate später.
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